Angst ist ein unangenehmes Thema, das in unserer heutigen Gesellschaft selten thematisiert wird. Niemand möchte wirklich darüber sprechen, denn wer will schon schwach oder angreifbar auf andere wirken? Warum aber dennoch wichtig ist, Angst zu thematisieren und wie wir den richtigen Umgang mit der Angst lernen können, erfahrt ihr im folgenden Blogartikel
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Der Ursprung von Angst – Eine Reise in die Steinzeit
Angst ist prinzipiell erstmal nichts Schlimmes. Im Gegenteil – sie ist sogar ein unverzichtbarer und überlebenswichtiger Schutzmechanismus. Warum das so ist, kann man sich ergründen, wenn man einen Blick zurück in die frühere Geschichte der Menschheit wirft: Als wichtiger Urinstinkt hat uns Angst schon seit jeher vor Gefahren geschützt. Damals war es essenziell wichtig, Gefahrensituation z.B. mit Säbelzahntigern richtig einzuordnen, um sich nicht in unmittelbar lebensbedrohliche Situationen zu begeben. Weiterhin hat Angst – in Form von Situationen, die das Gehirn als gefährlich einstuft – aus medizinischer Sicht zur Folge, dass die Nebennieren Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin ausschütten. Eine erhöhte Sauerstoffzufuhr im Blut sowie ein erhöhter Puls sind die Folge und ermöglichen eine stark erhöhte Reaktionsfähigkeit und Leistungsfähigkeit des Körpers.
Und auch die Angst vor Unbekanntem und besonders gewagten Handlungen ist keineswegs ohne Sinn: Wenn man sich vorstellt, in einen Dschungel zu laufen so schützt sie uns z.B. vor giftigen Tieren. Klettern wir eine hunderte Meter hohe Felswand ohne Sicherung hoch, so ist die Angst ebenfalls sehr berechtigt und essenziell wichtig.
Doch warum haben wir so oft auch in schlichten, nicht ansatzweise lebensbedrohlichen Situationen Angst?
Angst in der westlichen Welt
Das liegt im Wesentlichen daran, dass Angst als Urinstinkt auch heute noch tief in uns verwurzelt ist, die lebensbedrohlichen Elemente aus der Urzeit – wie wilde Raubtiere und Giftschlangen – allerdings in der westlichen Welt so gut wie gar nicht auftreten. Das bedeutet, dass die Angst nun schon in Situationen auftritt, die einfach nur fremd sind oder ein minimales Risiko mit sich bringen.
So haben wir heute Angst vor dem Fliegen, obwohl die Wahrscheinlichkeit für einen Absturz fast bei Null ist. Wir haben Angst, den netten Mann oder die freundliche Frau am Sitz gegenüber anzusprechen, obwohl praktisch keine Gefahr vorhanden ist, außer die Möglichkeit, abgelehnt zu werden. Wir haben Angst vor Vernichtung durch die digitale Welt, obwohl uns Angst auch hier kein bisschen weiterhilft. Wir haben Angst vor Dreck, Keimen, Bakterien oder Spinnen. Alles Dinge die in unserem Teil der Erde unter normalen Umständen nicht lebensgefährlich sind. Beschäftigt man sich analytischer Sicht mit seinen Ängsten und stellt grundlegenden Überlegungen auf Basis der potentiell schlimmstmöglichen Folgen an, so kommen uns unsere Ängste oft lächerlich vor. Und dennoch ist die Angst da. In jedem von uns. Manchen geben es eher zu, manche wollen stark sein und zeigen Ihre Angst nicht. Doch eins ist sicher: Jeder Mensch hat Ängste.
Persönliche Geschichte
Ich hatte immer Angst davor, Präsentationen vor anderen zu halten. Irgendwann sagte ich zu mir selbst: “Mensch, wenn du wirklich erfolgreich sein willst, musst du irgendwann auch vor anderen Menschen sprechen können.” Und so entschied ich, mich der Angst zu stellen und genau das zu tun, wovor ich am meisten Angst hatte: Einen Vortrag zu halten.
Und das war wirklich kein einfacher Prozess. Zu Beginn machte ich mir selbst Mut und erreichte dadurch einen Zustand der Euphorie, in der ich kurzerhand zu einer Veranstaltung zusagte, in der ich als Speaker vorgesehen war. Bereits wenige Sekunden später schossen mir die Konsequenzen meiner Entscheidung durch den Kopf und ich bereute die Entscheidung schon da. Da zum Glück aber mein Ehrgeiz stärker war als die Angst, sagte ich nicht ab.
Ich erinnere mich noch an die Tage vor der Veranstaltung. Die Nervosität stieg. Ich hatte ständig das Bild in meinem Kopf, wie ich während meines Vortrags einen Blackout bekam und völlig versagte. Schließlich war der Tag gekommen. Die Aufregung war wie ein Rausch. Dann vor dem Publikum, blieb mir fast die Stimme weg, die Kehle wurde trocken. Doch ich machte mir erneut positive Gedanken: “Junge, du hast es zigmal geübt und du bist gut, leg los” – und ich legte los und es funktionierte tatsächlich.
Die Menschen lächelten und nahmen den Vortrag äußerst positiv an. Mein Gefühl war einzigartig. Ich überwand gerade tatsächlich eine meiner größten Ängste! Es war großartig und seit diesem Tag halte ich viele Vorträge und habe mittlerweile viel Spaß daran. Ich habe heute keine Angst mehr vor Menschen zu sprechen. Natürlich habe ich Respekt vor dem Publikum und bin auch immer aufgeregt, aber es ist keine Angst mehr – denn die habe ich überwunden.
Sich der Angst stellen
Es ist wichtig zu lernen, mit unseren Ängsten umzugehen. Wie du an meiner persönlichen Geschichte gesehen hast, können wir sie meistens überwinden, indem wir uns ihnen stellen.
Jedem fallen zig Situationen ein, in denen wir uns einer Angst stellten und schließlich merkten, dass die Situation doch gar nicht so schlimm war, wie wir sie uns zuvor in Gedanken ausgemalt hatten. Egal ob es die Situation in der Kindheit war, in der wir Angst vor den Erwachsenen hatten. Ob es die Angst vor dem Autofahren war, die Angst vor einer Prüfung oder die Angst vor dem Skifahren. Am Ende war es nie so schlimm wie wir es uns vorgestellt hatten und häufig machten die Situationen am Ende sogar Spaß.
Sich seiner Angst zu stellen ist ein großer Energieaufwand. Doch je älter wir werden desto stärker sinkt unser Energielevel. Dadurch neigen wir dazu, immer stärker in unserer Komfortzone zu verweilen und unsere Ängste zu akzeptieren. Doch genau das, solltest du verhindern. Egal wie alt du bist – versuche so oft wie möglich deine Komfortzone zu verlassen. Stell dich deinen Ängsten und versuche so oft wie möglich Neue Dinge zu lernen und durch das Bezwingen von Herausforderungen zu wachsen.
Gehe dorthin, wo deine Ängste sind. Es gibt keinen Ort in dieser Welt, an dem du stärker wachsen wirst.
Ein Bericht von Christian
Quelle: http://bit.ly/2FF7P7J